Die Arbeit als Tierschützer hat viele Felder, die zu bedienen sind. Da sind die Aktiven, die retten, aufnehmen, päppeln. Andere wieder verfolgen Tierquäler und heften sich an deren Fersen, um oft erst nach Jahren zu erreichen, dass der Täter gestoppt wird.
Wenn man den Ehrgeiz hat, im ganzen Land etwas für den Tierschutz zu erreichen, stößt man nicht nur auf Gegenliebe. Sogar Menschen aus den eigenen Reihen fallen einem in den Rücken, weil man könnte ja erst da unterbinden und das.
Ja, schön wäre es.
Die Arbeit auf der politischen Ebene bedeutet auch, dass man lernt, die Rechtsfelder zu unterscheiden. Ein Beispiel sei der Onlinehandel mit Tieren. Nicht wenige möchten den verbieten. Und ja, ich verstehe das und ich wünschte, das wäre überhaupt möglich.
Deutschland gehört zur EU, die längst mehr ist, als die bloße Wirtschaftsgemeinschaft, die die EU früher einmal war. Heute haben wir einen Europäischen Binnenmarkt, wir haben Wettbewerb und einen freien Markt. Deutschland darf im eigenen Land nichts mehr verbieten, was auch die wirtschaftlichen Interessen europäischer Händler betrifft. Und Tiere sind leider eben auch ein Handelsgut.
Tierschützer erleben das zur Zeit ganz hart bei den Tiertransporten von Rindern, Schweinen und Schafen und natürlich dem Nutzgeflügel. Und leider entscheiden Gerichte oft für den Transporteur und gegen den Tierschutz.
Ich erkenne die Dilemmata sehr wohl, ich weigere mich aber, mich davon unterkriegen zu lassen.
Politische Tierschutzarbeit ist eine Arbeit mit sehr viel Vorleistung, die im Ergebnis nur kleine Schritte ergibt, und selbst da kann man sich über jeden kleinen Schritt freuen. Jeder Zentimeter nach vorn ist ein kleiner Sieg.
Und ich kämpfe nicht gegen das an, was ich nicht ändern kann, sondern ich spiele mit dem System, versuche Wege zu gehen und zu finden, das Unmögliche möglich zu machen, manchmal eben durch die Hintertür. Man muss einfach lernen, sich den Gegebenheiten anzupassen.
Und das versteht nicht jeder.
Sich dieses Dokument genauer anzuschauen, kann helfen, den Unsinn dahinter zu verstehen. Während die Anfrage der Grünen-Politikerin Renate Künast äußerst klar, verständlich und deutlich war, ergießt sich die Antwort der Bundesregierung in Unverständlichkeit, Ausflüchte und nach Wegen, nach einem „geht nicht“ zu suchen. Man merkt schnell, es geht um das „weiter so“. Bloß den Wähler nicht verärgern. Und jetzt, zu Pandemie-Zeiten, gilt das noch mehr als noch vor einem Jahr.
Durch die Pandemie sind die Nachfragen nach Tieren enorm gestiegen. Schon manche Anfrage lässt einem Tierschützer sich die Zehennägel aufrollen. Suche Babykatze – allein diese zwei Worte lösen in mir heftige Reaktionen von Abwehr bis Verzweiflung aus. Schon wieder ein armes Geschöpf, dessen Eigeninteressen mit Füßen getreten werden sollen, um die rein egoistischen Bedürfnisse eines Einzelnen zu befriedigen. Eines Menschen, von dem behauptet wird, vernunftbegabt zu sein, dem man Kraft seiner Spezies Rechte über andere einräumt. Das fängt bei einer Babykatze an und endet im Delfinarium, im Megastall mit 1000 und mehr Kühen in Anbindehaltung, bei der Misshandlung von Tieren im Schlachthof.
Man kann das eine nicht vom anderen trennen. Die Babykatze hat genau so viel Recht auf ihr Leben wie ein Delfin, der lieber in Freiheit wäre, und wie die Kuh, die lieber auf der Weide wäre, ganz zu schweigen von den Misshandlungen, die durch Tierschutzaktivisten immer wieder ans Tageslicht gebracht werden.
Die Babykatze wird kein Baby bleiben. Und weil eine Katze nicht dazu da ist, einem Menschen zu gefallen, wird sie durch die eine oder andere Auffälligkeit auf ihre Not aufmerksam machen – und nicht verstanden werden. Weil der, der die Anzeige Suche Babykatze aufgegeben hat, nicht schon im Vorfeld ausgebremst wurde, ihm nicht gesagt wurde, mach dich doch bitte erstmal schlau.
Es passiert im Vorfeld nicht einmal das, was wir Menschen eigentlich tun, bevor wir uns ein Smartphone oder eine neue Küchenmaschine zulegen.
Und das ist das, was ich mit meiner Petition ändern möchte. Der Sachkundenachweis für Heimtierhalter ist eigentlich nichts anderes als eine Gebrauchsanweisung, ein Manual, das jedem Gerät beiliegt, und das man anschauen sollte, bevor man ein Gerät in Betrieb nimmt.
Hier geht es zur Petition. Die Mitzeichnungsfrist endet am 4.1.2021
https://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/_2020/_11/_16/Petition_118045.$$$.a.u.html