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Thema Qualzucht

Zusammenfassung des gestrigen Vortrags von Prof. Dr. Achim Gruber zum Thema Gesundheitsprobleme durch Rassezucht

Im Rahmen der Berliner Heimtierrunde am Mittwoch, den 17. Juli 2024 um 18 Uhr, die von der Landestierschutzbeauftragten Dr. Kathrin Herrmann und dem Tierschutzverein für Berlin e.V. (TVB) veranstaltet wird, erläutert der renommierte Pathologe und Bestsellerautor Prof. Dr. Achim Gruber die Auswirkungen von 150 Jahren Zucht reiner Rassehunde auf das Tierwohl. Prof. Gruber wird aufzeigen, dass einige offizielle Rassestandards nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar sind und welche gesundheitlichen Folgen diese Standards für die Tiere haben. Als Direktor des Instituts für Tierpathologie der Freien Universität Berlin verfügt Prof. Gruber über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Untersuchung von Todesursachen bei Tieren.

Im Rahmen seines Vortrages beschrieb Prof. Gruber die Geschichte vom Zusammenleben von Hund und Mensch im Laufe der letzten Jahrtausende. Aber erst zum Ende des 19. Jahrhunderts begann der Mensch Haustierrassen wie Hunde und Katzen in »Reinrassigkeit« zu züchten. Der »Rassenwahn« liegt dem Gedanken nach Menschenrassen zugrunde, die es nicht gibt, aber vom Menschen angenommen wurden, weil der Mensch nach Haut- und Haarfarbe und auch nach ethnologischer Herkunft eine Wertigkeit auf menschliches Leben abgab. Die Natur kennt solche Einordnungen nicht.
Die Systematik der Biologie nimmt andere Einordnungen vor. Sie unterscheidet nur ⇾ Gattung ⇾ Art ⇾ Familie ⇾ Klasse und Stamm.

Anders als noch vor vielen hunderten von Jahren, hat die Haustierhaltung und Haustierzucht heute andere Hintergründe. Haustiere dienen heute der Freizeitgestaltung, Sozialpartnerersatz oder Kinderersatz oder der Verwirklichung der Lebenseinstellung. Ohne jeden Zweifel können Tiere sehr wichtig für uns Menschen sein.
Die Einordnung nach Rassen jedoch entspringt dem Sozialdarwinismus, der Reinrassigkeit als Qualitätsprinzip.

Rassestandards werden immer von Verbänden, Vereinen oder Clubs erstellt. Sie sind eine private Initiative von wissenschaftlichen Laien (Menschen) ohne Berücksichtigung der gesundheitlichen Folgen für das gezüchtete Tier.

Über eine Rassehoheit verfügt Niemand!

Bei der Katze gibt es analog zur Hundezucht einige Rassen, der durch Zuchtselektion Merkmale angezüchtet wurden, die als Qualzucht zu bezeichnen sind. Zu unterscheiden sind hier Züchtungen, die durch Einzüchten plötzlich auftretender Mutationen geschaffen wurden, wie:
Scottish Fold
Munchkin
Manx
Japanese Bobtail
Sphynx und Peterbold, daraus entstehend Levkoi, Rex-Katzen und La Perm
Weißzucht
Blauaugenzucht u.a.

Gezielt durch Selektion verändert wurden:
Perserkatze
Exotic Shorthair

Die Züchter dieser Katzen quälen ihre Tiere nicht absichtlich, nehmen es aber billigend in Kauf, wenn die Nachzuchten ihrer Zuchttiere zu Schaden kommen und daher an Schmerzen leiden oder Schaden nehmen und dadurch leiden. Leiden wird im Gesetz durch die Behinderung artgerechten Verhaltens definiert.

Das Tierschutzrecht sagt in § 1 TierSchG, …niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

Tierzucht ist die Verbesserung von Tieren nach menschlicher Auswahl, sollte aber bedeuten ⬇️
Gesünder züchten, was nichts anderes bedeutet als, dass man den Rassestandard überdenken und ändern muss, wenn Tiere unter dem Standard leiden. Definiert man eine neue Rasse oder Ausprägung durch Mutation, besteht die Gefahr durch hohe Krankheitslast durch genetische Verarmung.

Letzteres begegnet mir immer wieder in bestimmten Rassekatzengruppen auf Facebook, wenn die frühe Sterblichkeit mancher Katzen beklagt wird und auch die mögliche Veranlagung zu bestimmten Krankheiten. Alles das ist die Folge genetischer Verarmung. Und je mehr bestimmter Züchter auf ein Alleinstellungsmerkmal setzen, umso so größer ist die Gefahr der Veranlagung zu bestimmten Erkrankungen.

Prof. Gruber beendete seinen ausgezeichneten Vortrag damit, dass diese Zustände hinaus in die Gesellschaft müssen, da man sich nicht allein auf den Gesetzgeber und schon gar nicht auf bestimmte Züchter verlassen kann, die man mit Argumenten nicht mehr erreicht. Dem stimme ich zu, denn davon kenne ich auch einige. Leider.

Ein Argument mag sein, dass sollte man sich nach einer Tierkrankenversicherung umsehen, was man tun sollte, am besten, bevor man sich ein Tier anschafft, sollte man sich genau im Kleingedruckten umsehen. Oft findet man dann jede Menge rassebedingter Ausschlüsse, für deren Behandlung keine Kosten übernommen werden. Die Kosten trägt man dann allein.

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