Ich habe lange keinen Text mehr veröffentlicht. Vor allem, weil ich auf das neue Tierschutzgesetz gewartet habe, an dem so viele so lange mitgewirkt haben. Unter anderem auch ich selbst.
Nach dem Bruch der Ampelkoalition wurde jedoch schnell klar, dass es keine Verabschiedung des so dringend gebrauchten Tierschutzgesetzes geben wird. Schon lange Zeit habe ich innerlich gekocht, weil die FDP ein infantiles Verhalten an den Tag legte und es immer deutlicher wurde, dass hier nur noch Versuche gemacht wurden, eine völlige Destabilisierung der Bundesregierung zu erreichen. Mit der perfiden Absicht, die Schuld an der Zerrüttung anderen zuzuschieben.
Bis zur Veröffentlichung des „D-Day-Papiers“ hat das sogar hervorragend funktioniert.
Da sich nun leider nichts ändern wird, kann ich also weiterschreiben. Ich hatte ein Manuskript für ein 2. Buch begonnen, oder vielleicht wird es auch nur eine Neuauflage des alten Buches mit wesentlich mehr Inhalt. Die Entscheidung treffe ich erst, wenn ich schreibe, daher kann ich nichts versprechen. Nur so viel, dass es mehr Themen umfassen wird.
Ich werde auch mehr eigene Erfahrungen einfließen lassen, denn davon habe ich genug.
Sehr viel mehr werde ich auf das Thema Zucht eingehen und auch Qualzucht (Defektzucht), denn da hat sich einiges getan, auch ohne das neue Gesetz. Denn der alte § 11b TierSchutzG wurde nicht abgeschafft, sondern nur erklärt. Das Erwähnen von Merkmalen soll es für den Bürger, die Bürgerin, leichter machen, Defektzuchten zu erkennen. Verboten sind diese Zuchten auch heute schon.
Im neuen Tierschutzgesetz sollte ein Werbe -und Ausstellungsverbot für defektgezüchtete Tiere festgeschrieben werden. Die Veterinärämter sollten mehr Befugnisse erhalten, die im Kampf gegen den illegalen Tierhandel Wirkung gezeigt hätten. Denn anders als heute, könnten Amtsveterinäre Scheinkäufe durchführen.
Auch die Verifizierung der Verkäufer bei Onlineportalen wird es nicht geben. Es sei denn, Brüssel regt sich. Geplant ist eine Gesetzgebung gegen den illegalen Haustierhandel schon einige Zeit, aber bisher ist nichts in trockenen Tüchern. Viel Hoffnung, dass sich etwas regt, habe ich nicht. Bei den vergangenen Wahlen sind die Regierungen sehr viel weiter nach rechts gerückt. Und je weiter rechts, umso weniger wird Wert auf den Schutz der Tiere gelegt.
Es ist eine ganz und gar traurige Entwicklung, die unsere Menschenwelt gerade erlebt. Der angeblich so vernunftbegabte Mensch beweist durch sein Tun, dass er alles andere als vernunftbegabt ist. Einige wenige ausgenommen, arbeiten die meisten daran, am Althergebrachten festzuhalten, wohl wissend, dass es eigentlich nicht geht. Dabei sind es wenige, die einen Nutzen davon haben, die noch reicher werden, als sie es eh schon sind. Die Politiker wissen das wohl, auch die Ängste der Menschen vor Veränderung und damit spielen sie, deshalb sind sie scheinbar erfolgreich. Dabei ändert sich die Welt um uns herum nicht. Im Gegenteil. Es gäbe Mittel und Wege, unseren Wohlstand zu erhalten, auch unsere Errungenschaften zu erhalten, trotz der Energiewende und mehr Tierschutz. Dazu braucht es den Umbau einiger Systeme, die Änderung einer Subventionspolitik und vor allem Mut.
In Großbritannien hat zum Beispiel eine Gesetzgebung, die die Bauern zum Umbau ihrer Stallungen gezwungen hat, zu mehr Freihaltung der landwirtschaftlich genutzten Tiere geführt. Bei uns in Deutschland geht die Welt unter, wenn vom Stopp der Anbindehaltung die Rede ist. In England kommen die Tiere nach draußen. Puten, Schweine und auch Rinder. Ausgerechnet die neoliberalen Tories haben Gesetze zu Gunsten der Tiere durchgesetzt! Sie haben auch die furchtbaren Transporte lebender Tiere in Hochrisikostaaten untersagt und haben damit ein Beispiel gegeben.
In Deutschland undenkbar.
In vielen Ländern der EU dürfen in Zirkussen keine Wildtiere mehr aufgeführt werden.
In vielen Ländern der EU gibt es eine Positivliste zur Heimtierhaltung.
In Frankreich gibt es sogar eine Sammelstelle, genannt LOOF, die die Katzenzucht halbwegs reguliert, durch die zentrale Ausgabe der Stammbäume. In Frankreich darf eine in Frankreich geborene Katze nur als reinrassig bezeichnet werden, wenn sie in einen vom Landwirtschaftsministerium anerkannten Zuchtbuch eingetragen ist, also einen LOOF – Stammbaum hat.
In Deutschland kochen unzählige freie und an die Verbände angeschlossene Vereine ihr eigenes Süppchen. Jeder macht, was er will. Und verstößt ein Züchter gegen die Zuchtrichtlinien, geht der Züchter einfach dahin, wo er weitermachen kann, wie bisher.
Ein wesentlicher Punkt, der ins Tierschutzgesetz müsste, ist, dass Züchter, egal ob vereinsgebunden oder „schwarz“ gezwungen wäre, Zuchtuntersuchungen durchführen zu lassen. Jeder Züchter. Und Züchter ist, nach der Definition des Gesetzgebers, der, der aus privaten oder wirtschaftlichen Gründen Tiere vermehrt. Dass allein wäre ein wesentlicher Schritt in Richtung Tierschutz und Verbraucherschutz. Denn wer Tiere vermehrt, die offensichtlich krank sind, begeht einen Verstoß gegen die §§ 11b und 17 TierSchG und kann dann empfindlich bestraft werden. Sogar mit Haftstrafen.
Die Novellierung hätte zwar Verbesserungen gebracht, allerdings nur bei Defektzuchten. Zuchten im Allgemeinen blieben unbehelligt.
Die Folge von solch unsachgemäßer Gesetzgebung führt dann zum Verbot ganzer Rassen, obwohl es ein Fakt ist, dass eine entsprechende Vorsorge und Sorgfalt eines Züchters, Krankheiten und auch manche Defekte zu verhindern vermag.
Die Politiker von CDU/CSU und AfD behaupten, Deutschland hätte eines der besten Tierschutzgesetze der Welt. Leider stimmt das nicht. Es gibt ein sehr großes Vollzugsdefizit und auch zu viele Lücken und Schlupflöcher. Wie sonst wären all die Skandale möglich, die stets und ständig aufgedeckt werden, wie sonst kommt es zu Berichten über massive Tierquälereien in Mästereien, Schlachthöfen, auf Tiertransporten? Wie sonst ist der illegale Welpenhandel möglich, der Gewinnmargen erzielt, wie sonst nur der Drogen -und Waffenhandel?
Wie sonst können Wildtiere, die in ihren Herkunftsländern unter Schutz stehen, in Deutschland ganz offiziell als Haustier gehalten werden? Wo es doch in Deutschland verboten ist, ein Wildtier aus der Umwelt zu entnehmen. Vögel, Igel, Eichhörnchen und andere Tiere dürfen nur in menschlicher Obhut gehalten werden, wenn sie verletzt oder krank sind und müssen nach der Genesung zurück in die Natur entlassen werden.
Ein Widerspruch in sich und doch gab und gibt es von Seiten der Bundesregierung kein Interesse, daran etwas zu ändern.
Und wie nun weiter?
Wir Tierschützer schlafen nicht und geben auch nicht auf. Viele, viele Menschen sind damit beschäftigt, die rechtliche Seite des Tierschutzes zu nutzen, um Veränderungen zu erreichen. Die Ehrenamtlichen werden weiter bis zur Erschöpfung arbeiten müssen, weil der Staat durch seine Untätigkeit die Vereine und Tierheime im Stich lässt.
Dennoch. Wir werden dicke Bretter bohren müssen. Geht es nach Herrn Söder, wird ein Lobbyist des Bauernverbandes Landwirtschaftsminister der neuen Bundesregierung. Ganz unverhohlen geht die CSU weiter ihren Weg des Lobbyismus für wenige, während die Bürgerinnen und Bürger danebenstehen und sich an den Kopf fassen.
Wir werden es ohne eure Hilfe nicht schaffen. Nicht für unsere Heimtiere, nicht für die Wildtiere und schon gar nicht für die landwirtschaftlichen genutzten Tiere.
Für die Katzen im Besonderen gebe ich nicht auf. Ich kann es einfach nicht begreifen, dass der gesunde Menschenverstand nicht greift, dass es kein Einsehen in der Politik gibt.
Warum ist es so problematisch, eine bundesweite Kastrationsverordnung umzusetzen? Die Vorteile liegen auf der Hand. Es hat nur Vorteile. Und die Rechte der Menschen werden nicht berührt. Schließlich übernimmt jeder, der ein Tier anschafft auch automatisch die Verantwortung dafür und eben auch für das Wohlergehen des Tieres. Eine Katze nicht kastrieren zu lassen führt auch oft dazu, dass die Wohnräume verunreinigt werden. Es kann nicht im Interesse eines Vermieters sein, Tausende von Euro in die Sanierung einer Wohnung zu investieren, weil der Mieter sich weigerte, seine Katze kastrieren zu lassen. Und Versicherungen kommen für fahrlässig entstandene Schäden nicht auf.
Die Freiheit ist ein hohes Gut. Aber Freiheit verlangt auch Verantwortung. Die Freiheit ist keine Einbahnstraße.
Mit der vorgezogenen Wahl zum Deutschen Bundestag im Februar des kommenden Jahres entscheiden wir, was für ein Land wir sein wollen. Rückwärtsgewandt oder stellen wir uns den Aufgaben der Zeit? Greifen wir erneut in die ureigensten Rechte der Menschen nach Selbstbestimmung ein, oder zeigen wir uns fortschrittlich?
Ich bin mir nicht sicher, ob jeder versteht, was hinter den markigen Worten mancher Phasendrescher zu verstehen ist.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.