Beginnen wir mit den No-Go’s der Vergesellschaftung, den Dingen, die man vermeiden sollte, wenn man Katzen erfolgreich zusammen führen möchte.
- Einfach zusammen setzen
- Katzentransporter mit der neuen Katze zu den anderen Katzen „zum Beschnuppern“ stellen
- Zusammenführung auf „Probe“
Immer wieder lese ich das in Katzengruppen und Katzenforen, und ich frage mich immer wieder, warum sich, bei der großen Anzahl gescheiterter Zusammenführungen, diese Legenden so hartnäckig halten.
Katzen sind keine Hunde, bei denen auf den ersten Blick zu erkennen ist, mögen die sich, oder nicht? Auch gut sozialisierte Katzen sind fakultativ sozial, das heißt, Katzen akzeptieren eine andere Katze, wenn sie sie mögen oder wenigstens tolerieren können. Letzteres erkennt man aber nicht, wenn man Katzen einfach zusammensetzt und „machen“ lässt.
Nicht zu verachten ist auch der Ausgangspunkt, von dem aus man Katzen vergesellschaftet.
Hat man schon eine oder mehr Katzen aus einem guten Züchterhaushalt und holt eine weitere aus einem gutem Züchterhaushalt dazu, sind da schon von vornherein alle Lichter auf grün gestellt. Die Zusammenführung verläuft auch bei älteren Katzen relativ problemlos. Am einfachsten sind natürlich Kitten zusammenzuführen.
Aber auch hier gilt, Vorsicht ist die Mutter aller Porzellan Kisten.
Die Zusammenführung ist für alle beteiligten Katzen Stress, daher sollte man behutsam vorgehen.
Wichtig ist schon die Vorbereitung!
Auf jeden Fall immer separieren!
Ein Zimmer mit Fenster, einem Kratzbaum am Fenster zum rausschauen, gut und schnell erreichbares Katzenklo, Futter und Wasser (getrennt platzieren) und viel Möglichkeiten, die neue Familie kennenzulernen, sollten vorhanden sein. Katzen lernen mit der Nase kennen, also soll sie schnuppern können, wer alles im neuen Zuhause lebt.
Bitte überlegt euch:
Das Tier wird aus seiner Umgebung gerissen, in der es sich wohl und geborgen gefühlt hat, oder doch wenigstens einen geregelten Tagesablauf hatte. Die Kumpels, oder Mutter und Geschwister sind nicht dabei. Stellt euch bitte vor, euch würde jemand aus eurem Umfeld reißen und in eine völlig fremde Umgebung bringen.
Da geht man nicht freudestrahlend auf die neue Familie zu, sondern man reagiert mit Angst, Vorsicht und abwartend, wenn auch mit einer Portion Neugier. Bei älteren Katzen überwiegt allerdings die Angst.
Deshalb ist ein Raum gut, in dem die Katzen oder Katzen erst mal herunterkommen kann. Sich mit der Umgebung, Gerüchen und auch mit den fremden Geräuschen und Stimmen vertraut machen kann. Das ist wichtig.
Außerdem ist die Separierung wichtig für die Gesundheit der schon vorhandenen Katzen.
Wichtig sind hier, wie sieht der Kot aus? Normal, oder hat das Tier Durchfall und stinkt der Kot furchtbar? Sind die oder der neue Mitbewohner auf FIV und FeLV (Leukose) negativ getestet? Wenn nicht, dann muss der nächste Schritt der zum Tierarzt sein, um das Tier / die Tiere testen zu lassen.
Immer daran denken, diese Krankheiten sind ansteckend und können den schon vorhandenen Katzen eventuell gefährlich werden.
Ist alles okay, kann man bald über den nächsten Schritt nachdenken. Wenn nicht, sollte man zumindest die Testergebnisse abwarten.
Sollte der Fall eintreten, und die neue Katze ist FeLV (Leukose) positiv, dann müsst ihr, bevor ihr an eine Vergesellschaftung denken könnt, eure schon vorhandenen Katzen impfen lassen. Sprecht in einem solchen Fall unbedingt mit eurem Tierarzt. Die Leukose ist sehr ansteckend, sie verbreitet sich auch über den Futterteller und die Wassernäpfe. Die Leukose ist nicht heilbar und nimmt immer einen letalen Ausgang. FeLV positive Katzen dürfen nicht in den ungesicherten Freigang. Sie sind eine Gefahr für alle anderen Freigänger und dort, wo Wildkatzen und Luchse umherschweifen, auch eine Gefahr für die streng geschützten Tiere.
Wenn nun alles geklärt ist, könnt ihr daran denken, die Tiere miteinander bekannt zu machen. Sehr hilfreich ist dabei eine Gittertür oder ein mit Netz bespannter Rahmen, den man im Türrahmen befestigt. Solche Rahmen lassen sich leicht selbst herstellen, es gibt aber auch Vorrichtungen zu kaufen, oder man arbeitet mit billigen Türen, die ausgesägt und mit Netz oder Gitter bespannt werden.
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Wenn die Katzen sich entspannt und neugierig am Netz begegnen, steht einem echten kennenlernen nichts mehr im Wege. Es gibt natürlich auch Fälle, in denen geht es wunderbar ohne. Dann, wenn Katzen alle aus gut sozialisierten Gruppen zusammen kommen, ist es in der Regel ganz selten ein Problem In Einzelfällen kann es aber passieren, dass sich Katzen nicht gleich riechen „können“ und brauchen dann doch ihre Zeit. Man soll sie ihnen gewähren.
Ihr als Tierhalter solltet nie vergessen, was der Neuzugang für eure schon vorhandenen Tiere bedeutet. Da Katzen reviertreu sind, ist ihr Zuhause ein für sie geschützter Ort, den sie im Zweifel auch verteidigen.
Wenn sich jemand in eurem Heim breit macht, eure Möbel für sich beansprucht, an euren Kühlschrank geht, dann wärt ihr wahrscheinlich auch erstmal wenig bis gar nicht begeistert. Unsere Katzen sehen einen plötzlichen neuen Artgenossen ebenso argwöhnisch. Dazu kommt, sie kennen den Geruch nicht, sie wissen nicht, wie sie den Neuen, die Neue, einordnen sollen. Droht Gefahr, oder doch nicht? Ebenso ist das auch für das neue Tier. Es ist eingedrungen in ein fremdes Revier, verbunden mit all den Gefahren. Deshalb reagieren sie immer mit Fauchen. Sie versuchen Distanz zwischen sich und dem Neuankömmling herzustellen.
Geben wir den Tieren daher Zeit. Zeit ist das A und O bei der Vergesellschaftung. Und je verständiger der Tierhalter mit der Situation umgeht, umso besser gelingt es, ein neues Tier mit schon vorhandenen Katzen zu vergesellschaften.
Ich spreche hier aus Erfahrung. Denn ich habe schon viele Vergesellschaftungen hinter mir, mit ganz jungen Tieren, mit älteren und auch schon einer Katzenseniorin, die 10 Jahre alt war, als sie zu uns kam. Wichtig ist allem voran die genaue Beobachtung der eigenen Tiere und auch der Charakter des Tieres, das einziehen soll. Die Charaktere müssen passen. Und hier liegt wahrscheinlich auch der Fehler, den die meisten Tierhalter machen, wenn sie ein neues Tier anschaffen und die Vergesellschaftung nicht funktionieren will. Die meisten Katzen werden nach Vorliebe für Rasse und Farbe angeschafft. Dabei sollte die Farbe hinten anstehen. Die Farbe des Tieres ist eigentlich das Letzte, das einen interessieren sollte. Denn wichtig ist, dass die Tiere sich vertragen, also zusammen passen.
Wie soll der neue Mitbewohner ausgesucht werden?
Wenn ein Kitten zu einer schon vorhandenen Katze gegeben werden soll, aus den verschiedensten Gründen kommt dies immer wieder vor, gilt es einiges zu beachten.
Nicht wenige glauben an den Welpenschutz.
Auch wenn ich euch jetzt aus eurer romantischen Vorstellung reiße, muss ich euch leider sagen, dass es Welpenschutz nicht gibt. Zumindest nicht bei den Katzen.
Jungtiere haben ein außerordentliches Bedürfnis zu spielen, zu toben, sich anzuschleichen und zu kuscheln. Sie brauchen ein entsprechendes Gegenüber, einen adäquaten Partner, der all diese Bedürfnisse erfüllt.
Zu beachten ist auch das Geschlecht. Und zwar aus folgendem Grund:
Kater gelten als Kontaktspieler. Sie lieben das Raufen, das auch mal ruppiger ausfallen kann. Sie schleichen sich an und „überfallen“ dann die andere Katze, die nur dann nach Wunsch reagiert, wenn sie genau so „tickt“, wie der Kater.
Katzen sind eher Objektspieler. Sie lieben das Spielen mit Bällen, Spieleangeln, Federwedel und ähnlichem. Ganz selten gibt es rauffreudige Katzen, die mit Katern besser zurechtkommen und sich auch Respekt verschaffen können.
Sollte nun ein junger Kater zu einer schon älteren Katze dazu kommen, dann ist der Ärger vorprogrammiert und ein unschöner Leidensweg für die Katze kann beginnen.
Gute Züchter und erfahrene Tierheime, bzw., Vereine, werden das berücksichtigen, und ganz sicher keinen einzelnen Jungkater zu einer schon älteren Katze vermitteln!
Das ist keine Bevormundung, sondern im Sinne des Tierschutzes. Züchter, Tierheime und Katzenvereine vermitteln ja keine Katzen, damit sie bald wieder wegmüssen, sondern sie suchen mit Bedacht das zu Hause aus und beraten den Interessenten, damit die neuen Tierhalter Freude an ihrem Tier haben und es dem Tier, und denen schon vorhandenen Tieren gut miteinander geht.
Als Grundsatz darf man festhalten:
Gleichgeschlechtliche Konstellation, möglichst gleiches Alter und gleiche Charaktereigenschaften und Wesenszüge.
Beachtet man das alles nicht, was könnte darauf folgen?
• Das Kitten wird unausgeglichener, beginnt die Wohnung „umzugestalten“, kratzt an Möbeln und Wänden, wird auch aggressiv gegen den/die Tierhalter und im schlimmsten Fall wird es unsauber.
• Die schon ältere Katze traut sich nicht mehr vom Schrank herunter, oder hinter dem Sofa hervor, oder unterm Bett hervor, zieht sich stark zurück, faucht, sobald sie den Jungkater sieht, frisst nicht genug und könnte auch unsauber werden.
Nach dieser Tabelle sieht man, wie das Verhältnis der Katzen zueinander ist. Eine Katze mit 4 Monaten zu einer schon 2 Jahre alten Katze zu geben, kann je nach Temperament des älteren Tieres gut gehen, oder in die Hose gehen. Ich würde bereits jetzt empfehlen, zwei Kitten aufzunehmen, oder nach einem schon älteren Tier zu suchen.
-wird fortgesetzt –