Ein Nachruf
Als Shelly am 30. Mai 2011 um 12.55 Uhr auf die Welt kam, erhielt ich von ihrer Züchterin eine SMS. Ich hatte von ihr inzwischen drei Katzen, diese sollte meine werden. Shelly bekam den Namen High Life und war nicht, wie erhofft, blue, sondern ein black-smoke Kätzchen. Es war mir egal. Ich entschied mich für sie.
Ich habe es nie bereut. Die oberen drei Fotos sind noch von der Züchterin und zeigen die Motte als quasi »Kleinkind«. Lebensfreude pur.
So zauberhaft sah Shelly als Kitten aus. Ihr Aussehen war einer ständigen Wandlung unterzogen.
Ich werde es nie vergessen, den Tag, als sie bei uns einzog. Es war der 7.9.2011. Selbstbewusst wie es nur möglich war, kam sie aus ihrer Box heraus und nahm sofort das Wohnzimmer für sich in Anspruch. Der Korb mit dem Spielzeug für die Katzen zog sie gerade zu magisch an und sie begann sofort, den Inhalt genau zu untersuchen. Unbezahlbar war Joschis Blick, der zu sagen schien, »wer ist das und was macht sie da?«. Joschi war richtig konsterniert. Aber Joschi wäre nicht Joschi, wenn er nicht einfach mitmachen würde. Die Vergesellschaftung war mit ihr ein Kinderspiel.
Ein liebevoll gestaltetes Fotoalbum, mit vielen Bildern und Texten gab es dazu, mitsamt einem Impfpass, der kompletten Impfschutz auswies. Einen richtig guten Freund fand Shelly in Sam. Mit ihm spielte und tobte sie durch die Gegend und kuschelte auch mit ihm. Sehr lange waren beide unzertrennlich, ziemlich beste Freunde eben.
Shelly war nicht nur eine wunderschöne Katze. Ihr Wesen und ihr Charakter waren einfach beispiellos. Sie begann nie einen Streit, sie mobbte niemanden, sie machte auch nichts kaputt. Sie war einfach nur lieb, verspielt, liebte ihre Küken und Rohfleisch. Wenn man auf sie zukam, warf sie sich hin und wollte gekuschelt werden. Sie war eine unersättliche Schmusekatze. Und immer die erste am Futter.
Außer der Pilzbefall mit Microsporum Canis, der meine 6 Katzen im Oktober 2015 heimsuchte und der bei Shelly am heftigsten Spuren hinterließ und eben RL (früher Forl), war sie nicht ein einziges Mal krank. Bis ich im März dieses Jahres einen Tumor an ihrem Hals feststellte. Sobald unsere Tierärztin wieder in der Praxis war, stellte ich Shelly vor, denn ich wollte es abgeklärt haben. Die Ultraschalluntersuchung ließ auf eine Speicheldrüsenzyste hoffen. Die Biopsie allerdings vermutete ein Lymphom. Das Labor empfahl, die Umfangsvermehrung zu entfernen und einzuschicken. Das geschah am 18. April.
Die Diagnose des Labors war eindeutig. Shelly war an Lymphdrüsenkrebs erkrankt und ihre Prognose war vorsichtig. Da weder die Untersuchung mit Ultraschall noch des Blutes irgendwelche Auffälligkeiten zeigten, entschieden wir uns für eine Chemotherapie. Der erste Zyklus begann am 16.5.24.
Aus meiner Community hörte ich, dass es keine Nebenwirkungen gäbe, aber Shellys Appetit war sehr reduziert. Zusätzlich wurde sie mit Cortison und Medikamenten gegen Übelkeit behandelt. Ich begann mit Zwangsfütterung, denn sie sollte keine hepatische Lipidose bekommen oder am vollen Futterteller verhungern. Der neue Tumor, der sich am Hals kurz nach der OP erneut gebildet hat, der innerhalb kürzester Zeit auf die Größe einer Weintraube angewachsen war, war bereits 4 Tage nach der Chemo völlig verschwunden. Das gab uns Hoffnung. Ich war sogar in dem Glauben, wir könnten den Krebs besiegt haben.
An ihrem 13. Geburtstag sollte sie den zweiten Zyklus der Chemotherapie erhalten und so fragte ich nach, ob es nicht möglich sei, die Therapie niedriger zu dosieren. Dafür wollte die Onkologie in Lehrte ein neues Blutbild. Und nur deshalb gingen wir am Montag, dem 27.5. in die Tierarztpraxis. Dort aber erhielten wir einen Schock. Beim Abtasten bemerkte unsere Tierärztin Veränderungen an den Nieren und machte eine Ultraschalluntersuchung. Der Krebs hatte metastasiert und beide Nieren betroffen. Die Nieren waren stark vergrößert und hatten Zubildungen, morphologisch waren sie völlig verändert. Das alles entwickelte sich offenbar in der kurzen Zeit zwischen dem ersten Ultraschall und der ersten Chemotherapie. Sie hat ein ganzes Kilo Gewicht verloren. Deshalb wollte sie auch kein Futter mehr aufnehmen. Nur Schleckpaste nahm sie gern. Ich stellte nach dieser Diagnose das Füttern ein. Das Ergebnis des Blutbildes, dass wir am Dienstagmorgen schon erhielten, war ebenso eine Vollkatastrophe. Eine nicht regenerative Anämie und Nieren-, sowie Harnstoffwerte in astronomisch hohen Werten ließen nur eine einzige Lösung zu.
Das vernichtende, das traurige ist die Diagnose, denn sie ist das Todesurteil. Unweigerlich. Alles, was wir entscheiden, ist, ob es ein Sterben in Würde oder ein Sterben in Qual und Schmerz sein wird. Die Hoffnung, wenigstens noch diesen Sommer zu erleben, erfüllte sich nicht. Es versteht sich von selbst, dass ich sie gehen lassen musste. Es ist nicht nur eine Frage der Liebe und des Loslassens. Shelly hat mir über die mehr als 12 Jahre, die wir gemeinsam ein Stück des Lebens gingen, bedingungslos vertraut. Dieses Vertrauen durfte ich nicht enttäuschen. Am Abend des 28.05.2024 um 18.24 Uhr war es vorbei. Shelly war friedlich eingeschlafen.
Gestern Morgen brachten wir sie nach Apen zum Rosengarten. Sie wird, wie die anderen, eingeäschert und kommt wieder nach Hause.
𝑅𝑢ℎ𝑒 𝑖𝑛 𝐹𝑟𝑖𝑒𝑑𝑒𝑛, 𝑙𝑖𝑒𝑏𝑒 𝑆ℎ𝑒𝑙𝑙𝑦. 𝐼𝑐ℎ 𝑏𝑖𝑛 𝑠𝑜 𝑢𝑛𝑠𝑎𝑔𝑏𝑎𝑟 𝑑𝑎𝑛𝑘𝑏𝑎𝑟, 𝑑𝑎𝑠𝑠 𝑤𝑖𝑟 𝑢𝑛𝑠 𝑏𝑒𝑔𝑒𝑔𝑛𝑒𝑡 𝑠𝑖𝑛𝑑 𝑢𝑛𝑑 𝑒𝑖𝑛 𝑆𝑡ü𝑐𝑘 𝑑𝑒𝑠 𝐿𝑒𝑏𝑒𝑛𝑠 𝑔𝑒𝑚𝑒𝑖𝑛𝑠𝑎𝑚 𝑔𝑒ℎ𝑒𝑛 𝑘𝑜𝑛𝑛𝑡𝑒𝑛. 𝐸𝑠 𝑤𝑎𝑟 𝑚𝑖𝑟 𝑒𝑖𝑛𝑒 𝐸ℎ𝑟𝑒. ❤️
Oldenburg, den 30.05.2024