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Verhalten, Erziehung, positive Verstärkung

Wenn das normale Katzenverhalten auf menschliche Ordnungsliebe stößt

Katzen auf dem Tisch? Mara † und Shelly *2011

Nicht wenige Menschen haben beim Anblick von Katzen auf dem Tisch Schnappatmung. „Geht ja gar nicht!“, mag da manch einer sagen, oder „bei mir dürfen sie nicht auf den Tisch“.

Vielleicht versuchen wir zunächst zu verstehen, warum Katzen überhaupt auf den Tisch springen.

Wir wissen alle, dass Katzen gern auf Bäume klettern, dass sie gern ihre Welt von oben anschauen. Wie sie auf eine höhere Ebene kommt, interessiert die Katze nicht. Gegenstände, gleich welcher Art, haben für die Katze keine Bedeutung, außer der, dass sie helfen können, die Welt von oben anzuschauen. Wir Menschen müssen begreifen, dass die Katzen nicht auf dem Tisch sitzen, um uns zu ärgern.

Jede Fläche, egal ob Tisch, Sideboard oder Highboard, meinetwegen auch ein Schrank, wird nur als Ebene betrachtet, auf die die Katze springen oder klettern kann.

Wir sprechen bei der Erziehung von Katzen von positiver oder negativer Verstärkung.

Beispiel: Springt die Katze auf den Tisch und ich laufe sofort, sage nein und hebe sie herunter, was lernt die Katze dabei? Richtig, sie lernt, wenn ich auf den Tisch springe, kümmert sich ein Mensch um mich. Die Katze kann nicht verstehen, dass mein Verhalten eine Reaktion auf das unerwünschte Verhalten der Katze ist. Besser ist es, auf das Verhalten zu reagieren, was uns behagt und darauf zu reagieren. Mit Ansprache und mit Leckerlis.

Springt die Katze auf den Tisch, weil sie Langeweile hat und der Mensch reagiert darauf, weil er/sie nicht möchte, dass die Katze auf dem Tisch sitzt, erreicht man das genaue Gegenteil von dem, was man eigentlich möchte.


Damit die Katze das erwünschte Verhalten beibehält, müssen wir die Katze auch dann belohnen, wenn sie von sich aus sofort auf den Catwalk geht.
Denn sonst beginnt das ganze von vorn, denn die Katze lernt, dass der Mensch sofort reagiert, wenn sie auf den Tisch springt.
Erst wenn der Prozess abgeschlossen ist, muss nicht mehr pausenlos belohnt werden. Es dauert einige Zeit, aber es funktioniert.

Wichtig ist auch, dass die Katze genug Ansprache bekommt. Viele kurze Spieleinheiten sind besser als eine lange Spieleinheit.

Was man bitte absolut unterlassen muss, ist schreien, mit der Wasserspritze spritzen, oder sogar handgreiflich werden. Die Katze wird nicht aufhören, auf den Tisch zu springen, nur weil der Mensch explodiert. Im Gegenteil, das unerwünschte Verhalten manifestiert (verfestigt) sich.

Das kann man auf die verschiedensten „Probleme“ anwenden. Wichtig ist, dass es immer eine Ausweichmöglichkeit gibt.

Shelly und die Blumen

Kratzmarkieren

Kaum ein anderes Verhalten der Katze wird so missverstanden und so heftig kritisiert, wie das Kratzen der Katze an Möbeln oder Tapeten.

Das Kratzen gehört zum normalen physiologischen Verhalten der Katze. Die Katze streckt sich beim Kratzen, egal ob in der horizontalen, oder in der vertikalen Haltung. Zudem hat die Katze an den Pfoten Schweißdrüsen, mit denen sie ihren Duft an der markierten Stelle hinterlässt. Bevor wir Menschen also anfangen wollen, unsere Katze vom Kratzen abzuhalten, müssen wir zunächst begreifen, warum die Katze kratzt und wie wir eine Veränderung herbeiführen können.
Wenn der Mensch also sagt, die Katze hat ja Kratzbäume, dann ist das völlig nebensächlich. Tatsächlich wichtig für die Katze ist zunächst,

• Wo steht der Kratzbaum?

• Welches Material hat er und wie standfest ist er?

• Wie viele sind vorhanden?

Für den Besitzer sind oft andere Dinge von Belang, wie das aussehen, inwieweit sich der Kratzbaum zur Einrichtung passt. Oft sehe ich regelrechte Plüschmonster, viel zu verbaut und mit zu kurzen Stämmen, an denen sich keine Katze vernünftig strecken kann.

Steht zum Beispiel das Sofa neben einer Balkontür oder einer Terrassentür, dann ist es wahrscheinlich, dass die Katze klarmachen will, „hier bin ich zu Hause“. Es wäre dann vielleicht ratsam, das Wohnzimmer umzuräumen, denn das Verhalten der Katze wird sich nicht ändern. Stattdessen einen Kratzbaum neben die Tür platzieren, mit einem nicht verbauten, mindestens einen Meter langen Stamm zum richtigen Strecken.

Es kann unterschiedliche Gründe für Kratzen an Gegenständen oder Tapeten geben. Manchmal ist es der Eigengeruch des Gegenstandes, manchmal sind es äußere Gründe oder auch Angst. Manchmal ist es die fehlende geistige oder auch körperliche Auslastung. Kratzt die Katze neuerdings an der Wand bei der Wohnungstür, könnte es sein, dass eine fremde Katze im Hausflur herumläuft. Dann setzt die Katze Duft ein, um ihr Revier zu markieren. In solch einem Fall kann es hilfreich sein, einen Sisalteppich an der Wand anzubringen. Solche äußeren Einflüsse kannst du nicht ändern, da hilft es also nur, die Situation zu entschärfen, damit alle damit leben können.

Der Thieme-Verlag hat auf seiner Webseite einige wichtige Punkte zu dem Thema zusammen gefasst. Bevor man also sein Tier mit irgendwelchen Erziehungsmethoden konfrontiert, ist es eigentlich angebracht, zunächst zu verstehen, warum es sich so verhält.

https://www.thieme.de/de/tiermedizin/kratzmarkieren-50592.htm

Wichtig ist, die Bedürfnisse der Katze zu kennen. Sie braucht Ansprache, einen richtigen Sozialpartner und ausreichend Möglichkeiten, sich auszutoben. Besonders bei jüngeren Katzen ist das wichtig.

~ wird fortgesetzt ~

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