Das BMEL hat vor wenigen Tagen eine Pressemitteilung veröffentlicht, wonach die Gebühren, die Tierärzte für ihre Leistungen erheben dürfen, angepasst werden.
Um es vorweg zu nehmen, die Anpassung der GOT ist eigentlich überfällig. Wer sich die Studie genau ansieht, muss bemerken, dass das Einkommen eines Tierarztes im Jahr kaum 45.000 € übersteigt. Angemessen ist das nicht.
Wir alle haben gefühlt den Eindruck, dass die Tierarztkosten gestiegen sind. Das stimmt auch. Es gab eine halbherzige Anpassung, keine umfassende allerdings, und der Hinweis der Bundesregierung, nach der 2-fachen GOT abzurechnen, da die 1-fache GOT nicht wirtschaftlich ist.
Dann wurde 2020 die Notdienstgebühr eingeführt, und der 4-fache Satz im Notdienst. Das war der Versuch der Regierung, dem Kliniksterben entgegenzuwirken. Denn vielerorts haben Kliniken den 24 Std. Service aufgegeben, weil der nicht zu finanzieren war. Auch angestellte Tierärzte unterliegen dem Arbeitszeitgesetz und wir alle verstehen (hoffentlich), dass im medizinischen Bereich kaum ein Arzt mitten in einer OP nach Hause gehen kann. Das ist weder in der Human- noch in der Veterinärmedizin möglich. Entsprechend muss das Personal einer Klinik aufgestellt sein. Und niemand möchte für seine Hände Arbeit einen Armutslohn mit nach Hause nehmen. Auch eine TFA ist eine Fachkraft, die imstande sein muss, ihre Miete und ihre Rechnungen zu bezahlen.
Das, was in der Zwischenzeit teurer geworden ist, sind die Materialien, die Medikamente, dazu kommen neue Therapiemöglichkeiten, viele, in Narkose durchzuführende Eingriffe, die aber eine OP unnötig machen, wie Untersuchungen mit einem Endoskop. Die High-End Medizin ist auch beim Tier angekommen und viele Tiere und deren Halter profitieren davon.
Das hat aber alles seinen Preis. Und oft übersteigen die Behandlungskosten die Anschaffungskosten des Tieres um ein Vielfaches.
In diesem Dokument kann man sich vor Augen halten, wie die Netto-Einkommensseite eines Tierarztes aussieht. Auf dieser Grundlage kann kaum jemand behaupten, die Erhöhung der GOT wäre nicht angemessen.
Hier kann man sich die einzelnen Dokumente und die Novelle zur Gebührenordnung der Tierärzte downloaden und anschauen.
https://www.bmel.de/SharedDocs/Gesetzestexte/DE/tieraerztinnen-gebuehrenordnung-got.html
Auch die Stellungnahmen sind durchaus lesenswert. Der Deutsche Bauernverband lehnt die Anpassung vollständig ab, und begründet das mit der wirtschaftlichen Situation der Mastbetriebe und der Milchwirtschaft.
Der Deutsche Tierschutzbund steht dem offen gegenüber, merkt aber an, dass die Insolvenzen der verschiedenen Tierheime und Vereine damit ansteigen dürften. Die große Anzahl aufgenommener Tiere sind Abgabe- und Fundtiere. Für die Fundtiere müssen in der Regel die Kommunen aufkommen, die aber feste Verträge mit den Tierheimen haben. Die beinhalten auch die Kosten, die für ein Tier übernommen werden. Das bedeutet also, dass die Tierheime und Vereine vor einem großen Problem stehen werden, denn auch die Tierheime erwarten höhere Tierarztkosten. Und die Haushaltsplanungen der Kommunen sind auf Jahre festgelegt, sodass auch da kein Raum für zusätzliche Gelder da sein wird.
Dazu kommen die immer weiter steigenden Preise für Energie und Nahrungsmittel.
Auch die ärmeren Mitbürger erwischt es kalt. Wer jetzt schon kaum mehr weiß, wie er durch die steigenden Kosten seinen Verpflichtungen nachkommen kann, sieht sich nicht nur mit höheren Tierarztkosten konfrontiert, sondern auch mit steigenden Preisen für Futter, Einstreu und was sonst noch nötig ist.
Und jemand, der sich vor Jahren Tiere angeschafft hat, kann heute echte Probleme bekommen.
Die Tierarztrechnung fällt auch mitunter so hoch aus, weil satte 19 % Mehrwertsteuer auf die erbrachten Leistungen fällig werden. Ich fange hier nicht an, gegen den Staat oder gegen Steuern zu schimpfen, finde aber durchaus, dass 7 % MwSt. auch ausreichend wären. Die MwSt. sollte sowieso grundsätzlich überarbeitet werden. Wie kann es sein, dass für Kuhmilch, einem Produkt aus tierquälerischer Haltung 7 % MwSt. verlangt werden, für klimafreundliche Hafermilch aber 19 %? Was mich stört ist die Verhältnismäßigkeit, die nicht gegeben ist.
Ich habe keinen Rat, für solche Situationen. Letztens sagte mir eine gute Bekannte, dass, wer sein Tier wirklich liebt, gibt es dann eben ab. Ja, auf der einen Seite stimmt das. Aber sollen jetzt alle kleinen Rentner und Leute mit Mindestlohn ihre zum Teil alten Tiere abgeben? Wer soll die alle nehmen? Dem gegenüber steht ein Markt voller Züchter und Vermehrer, die Tiere am Fließband produzieren, und nach Abnehmern suchen.
Alles, was ich mir erhoffe, ist, dass jetzt wenigstens ein Nachdenken beginnt. Ob man sich die Anschaffung eines Tieres wirklich leisten kann und will. Wer kann, sollte sein Tier krankenversichern lassen. Das lohnt auch oft noch bei einem älteren Tier.